Die Quarzitfelsen als Lebensraum

Die Quarzitbänke am Stimberg waren nicht nur ein Segen für die Menschen der Region. Sie sind auch von unschätzbarem Wert für die heimische Tier- und Pfl anzenwelt. Die knollig geformten Felsen bieten einen einzigartigen Lebensraum für Arten, die von trockenen und warmen Standorten abhängig sind. Mit etwas Glück kannst Du so am Stimberg Zauneidechsen oder Insektenarten beobachten, die auf dem Gestein ein Sonnenbad genießen. Die Flora auf den Quarzitfelsen wird von Straußgras und lückigem Sandmagerrasen bestimmt. Auf angrenzenden Flächen entwickelt sich ein natürlicher Eichen-Birkenwald. Damit die Tier- und Pflanzenwelt nicht gestört wird, ist das Betreten der Quarzitbänke und des umgebenden Waldes nicht erlaubt. 

Geologie

Die Hügellandschaft der Haard , deren höchste Erhebung der Stimberg bildet, besteht im Untergrund aus Quarzsanden, den sogenannten Halterner Sanden. Die Entstehung der Halterner Sande hat während des Mesozoikums, dem Erdmittelalter, genauer während der geologischen Serie der Oberkreide stattgefunden. Der geologische Ursprung liegt somit rund 83 Millionen Jahre zurück. (chronostratigraphische Stufe: Santon bis Campan).

Damals lebten noch die Dinosaurier, und es herrschten ganz andere klimatische Verhältnisse. Die Region der Westfälischen Bucht, in der wir uns hier befinden, wurde während der Kreidezeit in Teilen von einem flachen Meer überflutet. Auf dem Meeresgrund des sogenannten Münsterländer Beckens lagerten sich über Jahrmillionen Sedimente (zum Beispiel Sand, Mergel, Kalk) ab. Durch diesen Prozess liegt der frühere Meeresboden mittlerweile oberhalb des Meeresspiegels. Da, wo früher einmal ein Meer war, haben sich die kreidezeitlichen Sedimente zu Gesteinen verfestigt.

Eine geologische Besonderheit tritt am Stimberg an die Erdoberfläche – der Stimberg-Quarzit. Durch Verkittung einzelner Sandkörner (der Halterner Sande) unter dem Einfluss von Kieselsäure bildeten sich sehr feste und widerstandsfähige Quarzit-Gesteine. Am Stimberg waren an diesem Prozess zusätzlich Eisenverbindungen beteiligt, was die Entstehung des besonders seltenen und harten Schwartensandsteins begünstigte. Der Stimberg-Quarzit zeigt darüber hinaus auf der sonnenzugewandten Seite das Phänomen des Wüstenlacks. Dabei nimmt das Gestein aufgrund seiner Porosität Wasser auf, welches bei Sonneneinstrahlung verdampft. Durch die Verdunstung bleiben die zuvor gelösten Eisenverbindungen auf der Gesteinsoberfläche als dunkler Überzug zurück. Diese geologische Besonderheit ist ansonsten nur von Sandsteinen in Wüstenregionen bekannt.

Die eindrucksvolle, knollige Struktur des Quarzits resultiert aus der ungleichmäßigen Ausfällung der Säure zwischen den Sandkörnern, sodass Gesteinspartien mit verschiedenem Härtegrad entstanden, die insgesamt unterschiedlich schnell verwitterten. Dieser Prozess der Verfestigung der Sandsteine hat vor rund 78 Millionen Jahren stattgefunden. Damit markiert der Stimberg-Quarzit den jüngsten Abschnitt der kreidezeitlichen Haltern-Formation.

Dass der Stimberg-Quarzit stellenweise bis an die Erdoberfläche vordringt, ist eine Folge von tektonischen Prozessen und Erosion, die sowohl die Hügellandschaft der Haard als auch den Stimberg als höchste Erhebung hervorgebracht haben. Übrigens befinden sich am Stimberg, weil hier früher einmal ein Meer war, auch gut erhaltene Fossilien von Muscheln und anderen Meeresbewohnern.

Die Quarzite waren lange Zeit als Baumaterial in der Region sehr begehrt und wurden daher unter anderem am Stimberg abgebaut. Ausschlaggebend waren neben der Widerstandsfähigkeit auch die kräftige Farbe des Gesteins. Daher wurde der Quarzit für einige repräsentative Gebäude wie zum Beispiel für die romanische Pfarrkirche in Haltern-Flaesheim verwendet.

Die Quarzitfelsen am Stimberg gelten aufgrund ihrer Eigenart, Seltenheit und Schönheit als besonders wertvoll. Besonders eindrucksvoll sind die Quarzitterrassen, die Du auf dem Stimberg bewundern kannst. Sie bieten ein wahres Farbenspiel. Auch der Teufelsstein ist durch seine Größe sehr imposant und einen Abstecher wert.